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Premiere des Erweckungs-Musicals „Death Is Not The End“ 2024 am Musiktheater im Revier

Morbide Morde unter Puppen

Am Musiktheater im Revier gibt es seit 2019 das MiR Puppentheater, das als einziges Musiktheater weltweit mit seinen Puppen spartenübergreifende Inszenierungen aufführt. Nach „Leonce und Lena“ und „Der kleine Prinz“ in der letzten Spielzeit, steht seit 05. Mai 2024 eine Kooperation mit der Berliner Künstlertruppe Das Helmi auf der Bühne des kleinen Hauses. „Death Is Not The End“ ist ein Projekt, das das Album „Murder Ballads“ des Australiers Nick Cave and the Bad Seeds von 1996 in Ton und Bild umsetzt. Die morbide Thematik des erfolgreichsten Albums des Sängers, der damit den tragischen Tod seiner Söhne verarbeiten wollte, erzählt von 64 grausamen Toden und umfasst den Welthit „Where The Wild Roses Grow“ mit Kylie Minouge.

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Mörderballaden als Puppenspiel für Erwachsene

Und da 64 Bühnentode mit Puppen irgendwie unblutiger sind als mit realen Menschen, bringt das Musiktheater diese Stückentwicklung ohne Trigger-Warnungen als Puppenspiel für Erwachsene auf die Bühne. Dafür übersetzte Das Helmi-Gründer Jakob Dobers die englischen Texte der Mörderballaden mit viel Gefühl ins Deutsche und präsentiert sie mit einer kleinen fünfköpfigen Band mit teilweise absonderlichen Instrumenten wie der singenden Säge und dem australischen Didgeridoo. Diese skurrile Klangkulisse schafft trotzdem einen sehr melodischen Rahmen im krassen Gegensatz zu den brutalen Toden, ob Großbrand, Frauenmord im Moor oder brutale Kneipenschlägerei. Die Hauptcharaktere sind Puppen von recht unterschiedlicher Qualität. Das MiR steuert bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Hand- und Stabpuppen bei, während die Figuren von Das Helmi rohe und unfertig wirkende Schaumstoffwesen sind, doch die Mischung macht es.



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Geschichten inspiriert durch wahre Erlebnisse

Die schwangere Detective Louise (Maximilian Teschemacher) wird mit Kollege Schnabel (Gloria Iberl-Thieme) an einen Tatort der „Red Right Hand“ in eine unscheinbare Stadt an der Emscher gerufen. Während der Ermittlungen an der Bushaltestelle oder in ihrer eigenen Wohnung mit dem dubiosen Neffen der Vermieterin Ralf (Daniel Jeroma), der emotional-verstört auf einen Kaffeefleck reagiert, stolpern die Ermittler immer wieder über weitere Leichen, bis es Louise zu viel wird und sie vom Grüngürtel in eine trostlose Einöde mit weisen Wüstentieren reist. In der neu gefundenen trügerischen Ruhe bekommt sie ihr Kind, doch beginnt nun die Zeit eines besseren Lebens?

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Unterhaltung oder Drogenwahn

Der Zuschauer ertappt sich dabei, gespannt den blutrünstigen Geschichten in wirklich gelungener deutscher Übersetzung zu folgen, die auch mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors gewürzt werden. Während des Stückes wechseln Puppen zeitweise ihre Rollen mit echten Menschen, die als Erzähler fungieren. Dabei werden verschiedene Charaktere geschlechtsneutral gespielt, den schwangeren Detective spielt ein Mann, Herr Schnabel wird von einer Frau verkörpert und beim Liebesduett „Where The Wild Roses Grow“ schmachten sich die beiden Männer Florian Loycke als weibliche wilde Rose und Maximilian Techemacher als ihr Mörder à la Titanic in einem Ruderboot an. Während die einzelnen Geschichten in Songs schön erzählt werden, kann der Zuschauer den Sinn hinter der Rahmenhandlung nur schwer nachvollziehen. Inspiriert wurde sie von wahren Erlebnissen der Berliner Theatergruppe im Ruhrpott um schwangere Kolleginnen, unfreundliche Vermieter und dem Gegensatz von grünen Stadtgärten und kargen Halden der Industriekultur. Doch einer außerirdischen Macht, die am Ende alle Puppen assimiliert, bin ich in Gelsenkirchen noch nie begegnet.

Zusammenfassend wird man entweder 130 Minuten gut unterhalten mit romantischen Mörderballaden, oder man ist vom Post-Punk eines Nick Caves wie im Drogenwahn erschlagen. Und genau das will Das Helmi und das Puppentheater MiR mit ihrer Stückentwicklung erreichen.

© Stephan Drewianka



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