Musikalisches Osterfest © Karen van Gilst Fotografie
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Streaming-Konzert „A Musical Easter For You“ vom Rotterdam Philharmonic Orchestra

Elf musikalische Ostereier aus Holland

Während Covid-19 auch die Niederlande fest im Griff hält und Live-Konzerte vor Publikum auch bei unseren Nachbarn unmöglich sind, hatten die Rotterdamer Philharmoniker bereits Ende März 2020 die Idee, ihre Musik in die Wohnzimmer ihrer Zuhörer zu bringen und produzierten mit Mitgliedern des Orchesters in ihren eigenen 4 Wänden das Musikvideo „From us, for you“, eine Aufnahme von Beethovens Ode an die Freude, das auf YouTube bereits von mehr als 3 Millionen Menschen angeklickt wurde. Zu Weihnachten präsentierten sie erstmals ein Streaming-Konzert exklusiv für die Niederlande und zu Ostern 2021 wollte man auch Deutschland mit einem Video-on-Demand zum günstigen Preis von 10 Euro überraschen. Seit dem 04. April 2021 und voraussichtlich noch bis Anfang Juli kann auf www.rpho.nl/osterfest ein Konzert mit Musical- und Opernmelodien gebucht werden und vollkommen flexibel auch mehrfach angesehen werden.

Das Streaming-Konzert „Ein musikalisches Osterfest“ wurde professionell aufgezeichnet und ist am besten auf dem Fernseher in perfektem Dolby-Surround-Sound zu genießen. Für das opulente Klangvolumen sorgt das mit 80 Personen bestens besetzte „Rotterdams Philharmonisch Orkest“ unter der kraftvollen Leitung von Alexander Hanson. Und wie könnte man ein Osterkonzert besser starten als mit Andrew Lloyd Webbers „Gethsemane“ aus „Jesus Christ Superstar“? Unter einem überdimensionalen LED-Lichtkreuz präsentiert Publikums-Liebling Milan van Waardenburg („Anastasia“, „Tanz der Vampire“, „Der Glöckner von Notre Dame“) diesen Klassiker mit symphonischer Unterstützung wie man sie bedauerlicherweise eigentlich gar nicht mehr selbst in Stadttheatern zu hören bekommt. Dabei schraubt sich Milan van Waardenburg stimmlich in ein Crescendo-Finale, wie man es einem Dimitri gar nicht zugetraut hätte.
Später in der Show kann Milan van Waardenburg mit „The Impossible Dream“ aus „Der Mann von La Mancha“ dann ruhigere Akkorde anschlagen. Dem deutschen Publikum ebenfalls ein Begriff ist Nyassa Alberta, die als „Tina“ (Turner) in Deutschland und Holland auf der Bühne stand, aber auch in „Der König der Löwen“, „Bodyguard“ und „Sister Act“ bestens besetzt war. Ihre Gershwin-Hymne „Someone To Watch Over Me“ aus dem Musical „Oh Kay!“ aus dem Jahr 1926 berührt und kann sich in die über 1000 Coverversionen des Songs von Ella Fitzgerald über Barbra Streisand bis Sinéad O’Connor einreihen. Im Duett mit Brigitte Heitzer präsentiert Alberta sehr gefühlvoll einen aktuellen Love-Song „What About Love“ aus dem Musical „The Color Purple“.
Die Niederländerin Brigitte Heitzer wurde 2007 in einer Fernsehshow als „Evita“ gecastet, war danach aber auch Jane in „Tarzan“ und Elle in „Miss Saigon“. Ihr Solo ist das erotische „Kiss Of The Spider Woman“ aus dem gleichnamigen Kander/Ebb-Musical. Die niederländische Mezzosopranistin Karin Strobos ist durch ihre zahlreichen Opernengagements am Essener Aalto-Musiktheater bekannt und präsentiert Rad-schlagend und Augenzwinkernd den einigen Opernsong „Non Piu Mesta“ aus Rossinis „La Cenerentola“. Bei „All I Ask“ aus Webbers „Das Phantom der Oper“ gibt sie mit Duett-Partner Rein Kolpa eine geschulte Christine und weiß als Grizabella mit „Memories“ aus „Cats“ den Mond anzusingen.
Der Tenor Rein Kolpa (Aramis in „Die 3 Musketiere“, von Trapp in „The Sound Of Music“ und Titelrolle in „Jekyll & Hyde) darf in „Oh What A Beautiful Mornin“ über die Schönheit von „Oklahoma“ preisen und den Augenblick bei „This Is The Moment“ genießen. Die gelungenen Gesangsdarbietungen rundet eine instrumentale Ballett-Choreografie mit Sheila María Hernández Torriente und Edgar Sagarra Portuondo zu Marice Ravels „Le Jardin Feerique“ ab.
Wenn man an dieser sehenswerten Produktion unbedingt etwas auszusetzen sucht, ist es eventuell die recht konservative Songauswahl teils doch recht betagter Musical-Klassiker, die aber bestens für Musical-Neulinge geeignet ist, diese Klassiker einmal näher kennenzulernen. Wirklich bedauerlich ist allein die viel zu kurze Spielzeit von kurzweiligen 44 Minuten und 30 Sekunden. Wenn das Projekt erfolgreich ist, planen die Rotterdamer Symphoniker unabhängig von Corona zu Weihnachten 2021 ihr nächstes Streaming-Konzert, wir dürfen gespannt sein.

© Text: Stephan Drewianka, Fotos: Karen van Gilst Fotografie; Dieser Bericht erschien ebenfalls in der Musical Fachzeitschrift Blickpunkt Musical, Ausgabe 111, 02/21.

 

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